Die längste Zeit der Kriegsgeschichte hindurch waren Tiere ein wesentlicher Bestandteil von Kriegen und Konflikterfahrungen. In Frank Jacobs Sammelband War and Animals – Non-Human Actors in Human Made Conflict wird deshalb die Rolle von Tieren in kriegerischen Auseinandersetzung im Laufe der Menschheitsgeschichte global unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht:
Magnus Frisch, The Role of Animals in Ancient Greek and Roman Military Manuals. In: Frank Jacob (ed.), War and Animals. Non-human Actors in Human Made Conflict. Paderborn 2024 (War (Hi)Stories; Bd. 14). S. 65-92.
Tiere in der Antike
Tiere spielten in der griechisch-römischen Antike eine wichtige Rolle: sei es als Nahrungsquelle, als Opfertiere, als Reittiere, als Zug- und Lasttiere, als Wolllieferanten, als Unterstützung bei der Jagd oder als Wächter und Beschützer.
Gerade im Krieg waren Tiere umso wichtiger, nicht nur für den Transport und die Versorgung, sondern auch für die Weissagung, aber auch für taktische Aufgaben als Reittiere, Wachhunde oder Boten. Es lohnt sich daher, die Rolle der Tiere in ihren verschiedenen Funktionen in den Militärhandbüchern der griechisch-römischen Antike zu untersuchen.
Tiere in militärischen Fachschriften der Antike
In meinem Kapitel habe ich daher untersucht, welche Tiere in den militärischen Fachschriften der griechisch-römischen Antike im Hinblick auf ihre Funktion im Krieg behandelt werden. Vor allem Hunde, Pferde, Rinder und Maultiere spielen in diesen Schriften eine Rolle, aber auch Gänse, Vögel und Bienen werden in einigen von ihnen behandelt.
Die Gattung der antiken militärischen Fachliteratur reicht von der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. bis in die Spätantike und setzt sich bis in die byzantinische Zeit fort. Sie lässt sich zudem in verschiedene Untergattungen unterteilen: poliorketische Schriften, die sich mit der Belagerung von Städten befassen; taktische Schriften, die sich mit der Anordnung und den Bewegungen der Truppen auf dem Schlachtfeld befassen; strategische Schriften, die alle Aspekte der Kriegsführung von der Auswahl eines geeigneten Befehlshabers bis zum Friedensschluss behandeln, sowie Schriften zu einzelnen Spezialthemen wie Xenophons Ratschläge für den Befehlshaber der athenischen Kavallerie (Hipparchikos) und sein Handbuch für Reiter (Peri hippikes).
Ich habe deshalb auch die Unterschiede in der Behandlung von Tieren je nach Untergattung oder Zeit analysiert und die Gründe für diese Unterschiede erörtert. Zum besseren Verständnis eines breiteren Leserkreises, zu dem nicht nur Althistoriker und Altphilologen gehören, habe ich darüber hinaus einen kurzen Überblick über die Rolle bestimmter Tiere in der Antike – mit Schwerpunkt auf der militärischen Nutzung – sowie über die Gattung der Militärschriften gegeben.