Metrik im altsprachlichen Unterricht

Cover des Buches "Metrik im altsprachlichen Unterricht" von Magnus Frisch

Der altsprachliche Unterricht steht vor der Aufgabe, Schülerinnen und Schülern nicht nur sprachliche Fertigkeiten und kulturelle wie auch literaturhistorische Kenntnisse, sondern auch ein Verständnis für die ästhetischen und strukturellen Elemente antiker Dichtung zu vermitteln. Ein zentrales Element dabei ist die Metrik.

Auch wer „nur“ das Latinum anstrebt, kommt an
Dichtung kaum vorbei, ob es nun bei der Lektüre von Phaedrus’
Fabeln oder aber von Auszügen aus Ovids Metamorphosen sei. Wer
Latein in der Oberstufe weiterführt, befasst sich selbstverständlich
noch intensiver mit Dichtung: Ovid, Vergil, Horaz, Catull und Martial
sind nur einige typische Autoren für die Dichtungslektüre im
Lateinunterricht. Homer, Sophokles und Euripides sind typische
Beispiele für den Griechischunterricht. Die Curricula schlagen eine
Vielzahl poetischer Texte als mögliche Lektüren vor.

Allein die oben aufgeführte unvollständige Autorenauswahl
zeigt schon, dass man allein mit der Behandlung von daktylischem
Hexameter und elegischem Distichon nicht besonders weit kommt,
will man nicht die Textauswahl nach solchen, rein formalen Kriterien
unnötig und unzulässig einschränken oder bei allen anderen
Metra so tun, als läse man Prosa. Denn ein solches Vorgehen ermöglicht
zwar eine Übersetzung, ein wirkliches Verständnis der
Texte bleibt den Schülern aber verwehrt, da ihnen die Wirkung
des Metrums, der Verseinschnitte, der Betonung bestimmter Positionen
im Vers und nicht zuletzt ästhetische Aspekte verborgen
bleiben oder allenfalls indirekt durch den metrischen Vortrag des
Lehrers oder eine stilistische Analyse erschlossen werden.

Magnus Frisch, Vorwort, in: Magnus Frisch (Hg.), Metrik im altsprachlichen Unterricht, Speyer 2018 (Ars Didactica, Bd. 4), S. 7.

In dem von mir 2018 in der Reihe Ars Didactica herausgegebenen Sammelband Metrik im altsprachlichen Unterricht wird die Metrik aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, um Lehrenden sowohl fachliche und didaktische Grundlagen als auch praktische Ansätze für den Unterricht an die Hand zu geben.

Magnus Frisch (Hg.), Metrik im altsprachlichen Unterricht. Speyer: Kartoffeldruck-Verlag 2018 (Ars Didactica – Marburger Beiträge zu Studium und Didaktik der Alten Sprachen; Bd. 4).

Inhalt des Bandes:

Der vorliegende Band bietet eine reichhaltige Sammlung an Beiträgen, die sich mit der Metrik im altsprachlichen Unterricht befassen. Die Autoren und ihre Beiträge decken ein breites Spektrum ab:

  1. Didaktische und methodische Fragestellungen:
    • Lehrerbefragung und Lehrplanvergleich: Eine Online-Befragung von Lehrenden (Magnus Frisch) und ein Vergleich der Lehrpläne (Jens Pickenhan) liefern wertvolle Einblicke in die aktuelle Praxis und Herausforderungen der Vermittlung antiker Metrik im schulischen Unterricht.
  2. Grundlagen des metrischen Lesens:
    • Einführung: In einem grundlegenden Beitrag befasse ich mich mit den Gründen und Lernzielen für die Beschäftigung mit der lateinischen und griechischen Metrik im Unterricht sowie mit allgemeinen didaktisch-methodischen Überlegungen.
    • Metrisches Lesen und Einführung in die Metrik: Hans-Joachim Glücklich setzt sich kritisch mit dem Iktieren auseinander und plädiert für ein natürliches, quantitierendes Lesen. Heike Wolf und Katharina Waack-Erdmann bieten Einführungen in die lateinische und griechische Metrik.
  3. Praktische Unterrichtsbeispiele:
    • Merkverse und Dichtungslektüre: John Bulwer untersucht die Verwendung von Merkversen. Gregor Bitto, Wolfgang Schoedel und Fabiola Dengler präsentieren Unterrichtsreihen zu Ovid, Catull und Terenz. Christoph Kugelmeier widmet sich lyrischen Versmaßen.
  4. Erweiterte Themenbereiche:
    • Metrik und Musik sowie Prosarhythmus: Immanuel Musäus beschäftigt sich mit der Musikalität antiker Dichtung und ihrer Vertonung. Boris Dunsch plädiert für die Berücksichtigung des Prosarhythmus im Unterricht und zeigt Wege zu dessen induktiver Einführung.
  5. Kreatives Schreiben:
    • Dichten auf Latein: Anna Elissa Radke regt dazu an, Schülerinnen und Schüler selbst auf Latein dichten zu lassen und bietet Beispiele aus ihrer eigenen Praxis.

Zielsetzung und Ausblick:

Dieser Band verfolgt zwei zentrale Ziele: zum einen die Anregung einer fundierten fachdidaktischen Auseinandersetzung mit der Metrik und zum anderen die Bereitstellung konkreter Anregungen für die Unterrichtspraxis. Durch die Beiträge soll die Metrik nicht nur als technisches Mittel zur Textanalyse verstanden, sondern als integraler Bestandteil des ästhetischen Erlebens und Verstehens antiker Dichtung vermittelt werden.

Schlussbemerkung:

Ich hoffe, dass dieser Band weiterhin als wertvolle Ressource für Lehrende der alten Sprachen dient und dazu beiträgt, die Bedeutung der Metrik im Unterricht stärker zu verankern. Für weitere Anregungen und den fachlichen Austausch stehe ich gerne zur Verfügung.

Weiterführende Ressourcen:

Eine umfassende Arbeitsbibliographie am Ende des Bandes bietet zusätzliche Literaturhinweise zur Vertiefung und weiterführenden Studien zur Metrik und ihrer didaktischen Vermittlung.

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